Ich bin nun endlich im Arbeitsleben. Und damit sehr zufrieden.
Und mein Anfang dort, war wirklich phenomenal. Doch nun erstmal von vorne ;)
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde ich um 5 Uhr von Sebastian, einem meiner "Vorgesetzen"(was für ein komisches Wort*grins*) und seiner Freundin abgeholt. Dann fuhren wir los.
Nach ca. 8 Stunden Fahrt, bei der man sich schon wirklich gut kennengelernt hat, kamen wir in unserer Hauptstadt an. Richtig, ich durfte am 2ten Tag schon beruflich nach Berlin.
Wir sollten dort, auf der IFA, einen Messestand bekleben. Dafür waren 2 Tage eingeplant, der komplette Mittwoch und der Donnerstag. Ich würde also am Freitagmorgen wieder zurück kommen und war wirklich sehr gespannt was wir alles erleben würden.
Am Dienstag, direkt nach Feierabend, erkundigte ich mich deshalb erstmal im Internet, auf diversen Blogs, wo sich in Berlin, wofür es ja bekannt ist, Streetart/Graffiti befindet.
Zuerst erstaunte es mich, dass sich alle genannten Empfehlungen in der ehemaligen DDR befinden. Weiterhin versprachen die gezeigten Bilder sicher eine starke Ausschüttung an Glückshormonen...
In Berlin angekommen, checkten wir zuallererst in unserem Hostel ein. Anschließend gingen wir auf die Messe. Dort luden wir unsere Folien und die sonstigen benötigten Materialien aus demAuto aus. Dann widmeten wir uns der Beklebung der noch leeren Wände, was wirklich interessant war, und wo ich auch gerne geholfen habe. Nach ca. 5 Stunden waren wir sogut wie fertig, weshalb wir uns nun entschlossen, zurück ins Hostel zufahren. Dort angekommen, liefen wir noch amüsiert die Straßen in der Nähe ab, genossen noch einen Mitternachtssnack, dann gingen wir hoch auf die Terasse, wo sich eine Art Bar befindet. Dort unterhielten wir uns noch lange über den heutigen und den kommenden Tag. Außerdem tauschten wir uns über Privates und ,wie man ja so sagt, "Gott und dieWelt" aus.
Dann überkam uns doch ziemlich schnell die Müdigkeit und wir fielen erschöpft auf unsere harten Matratzen, um morgen früh wieder bei Kräften in den Tag starten zu können. Was ich da noch nicht wusste war, dass ich mich am kommenden Tag in Berlin verlieben würde.
Nach einem reichhaltigen Frühstück trafen wir, Kerstin und ich, Sebastian im Aufenthaltsbereich des Hostels. (Er musste früher aufstehen um rechtzeitig zur Abnahme auf der Messe zu sein.) Nun begann endlich, die erwartete Streetart-Safari.
Zuerst fuhren wie an der Siegessäule vorbei, Richtung Brandenburger Tor, danach durch Berlin Mitte um schließlich in der Nähe der Dirksenstraße zu parken.
Nachdem wir ausgestiegen waren, liefen wir voller Vorfreude einen Teil der Straße enltang. Doch wirklich gute und v.a. indivduelle Straßenkunst kam uns nicht vor die Augen. Doch je näher wir der Innenstadt kamen, umso größer wurden meine Augen... man hatte mir nicht zuviel versprochen.
Überall kleben dort selbstgemachte Plakate, Sticker und Pappkunst:
Die Dirksenstraße führt in die Innenstadt und so befanden wir uns bald beim Alexanderplatz. Dort hielten wir uns eine Weile auf, stärkten uns und fotografierten einige bekannte Gebäude, wie das rote Rathaus und den TV-Turm. Dann liefen wir queer über den PLatz um schließlich wieder in der Dirksenstraße rauszukommen. Dort begannen meine Augen zu glühen vor Begeisterung. Die ganzen, qualitativ hochwertigen urbanen Kunstwerke ließen meinem Fotoapperat keine Pause.
Aus der Dirksenstraße raus, waren wir auch schon fast in der Oranienburger Straße. Dort, ziemlich am Ende befindet sich das stadtbekannte und zurecht in der alternativen Szene beliebte "Tacheles". Zunächst sehr unscheinbar, zeigt sich die wahre Schönheit erst wenn man den Hinterhof betritt. Ein kreatives Chaos aus Graffiti, Kunst aus Eisenschrott und coolen Bars machen diesen Ort zu meinem bisherigen Lieblingsplatz in Berlin. Trotz des dauerhaften Nieselregens und des eher grauen Himmels konnte ich mich dort wirklich sehr wohlfühlen. Hier, wo Geschäftsmänner mit ihren Mini-Laptops ihren Kaffee oder auch mal einen Cocktail genießen, dort war an der Bar ein Sticker. Nur ca. 1 cm x 6 cm klein. Aber dieser schwarze Sticker, auf dem mit weißer Schrift "Tötet alle Traurigen, dann wird die Welt fröhlicher." stand, ist typisch für diesen Teil von Berlin, wie ich später nach herausfinden werde.
Nachdem ich dort sehr sehr viele Fotos gemacht hatte, widmeten wir uns dem eigentlichen Ziel.
In der Rosenthaler Straße angekommen zeigte sich dann auch endlich die Sonne in voller Pracht. Damit hat sie was mit der Streetart in Berlin gemeinsam.
Denn mittlerweile waren wir in einem Teil, kurz vorm Prenzlauer Berg, in dem ich aus dem staunen nichtmehr rauskam. Zwischen den Läden und einer "Hausbesetzer-Unterkunft" befanden sich immer mehr Sticker, bemalte Papiere, Tags, Graffitimalereien und Pappkunst in den Seitenstraßen.
Natürlich waren auch hier wieder absolute Highlights dabei: Ein bunter Hinterhof, in dem sich zu den Zeiten des braunen Sumpfes eine Blindenwerkstt befand.
Dort rettete Otto Weidt viele Blinde und gehörlose Juden vor Verfolgung und Deportation. Als die Bedrohung immer größer wurde, suchte er für einige von ihnen Verstecke. Eines davon befand sich in den Räumen des heutigen Museums. Wir waren zwar nicht im Museum aber in dem Café, bzw. dem Treppenhaus dass sich ganz in der Nähe befindet. Das komplette Treppenhaus ist "übersäht" mit Streetart. Nicht immer ist es Kunst, aber zum großen Teil war ich auch hier wieder sehr erstaunt. Denn eines beeindruckt mich an diesem Stadtteil: Die Kunstwerke dort, besitzen häufig nachdenklich machende, ironisch-sarkastische und politische
Aussagen. Und sowas liebe ich ja sehr... Kreativität, bei der der Betrachter zum Nachdenken angeregt werden soll:
In der Mitte des Treppenhauses befindet sich ein kleiner Shop, mit Mini-Ausstellung beliebteR berliner Künstler. Die Verkäuferin dort symbolisiert für mich irgendwie diesen ersten Eindruck den ich von diesem Teil von Berlin habe. Hinter ihrem Tresen sitzend starrte sie auf ihren Bildschirm. Ihre kurzen, schwarzen Haare harmonierten perfekt mit der leisen, aber sehr aggressiven Metal-Mukke im Hintergrund. Doch ihre Hand hob einen Löffel, der in regelmäßigen Abständen in ein Glas mit Bio-Babybrei eintaucht. Das alles wirkte wie selbstverständlich. Als ich sie ansprach, reagierte sie hilfsbereit, aber irgendwie distanziert. (Das Personal im Hostel war ähnlich... sind alle Berliner so?) Kurz gesagt: Ich war begeistert von der Leichtigkeit und der spürbaren "Künstler-Atmosphäre".
Nun war es Spätnachmittag, eig. schon Abend, und wir beschlossen völlig überreizt von den Impressionen wieder zurück zum Auto zu laufen. Wir hatten noch einiges vor...
Beim Auto angekommen stiegen wir ein und fuhren zu unserem nächsten Ziel: der East-Side-Gallery (,die sich zwischen Kreuzberg und Freidrichshain befindet).
Dort steht die ehemalige Grenzmauer, die ja bekanntlich sehr toll bemalt sein soll. Leider wird sie momentan "erneuert" und so kam es, dass viele Kunstwerke umzäunt waren (welch Ironie?!). Außerdem waren doch noch sehr viele weiß-gestrichene Flächen zu sehen.
Hier begann leider mein Foto zu streiken, bzw. der Akku des selbigen.
Doch glücklicherweise war Sebastians Digicam aufgeladen und so bat ich ihn Fotos zu machen.
An der Mauer gibt es außerdem noch das "YAAM". Dort läuft geniale Reggae-Mukke. Die (meist farbigen) Menschen dort wirken sehr nett und kontaktfreudig, weshalb ich mich auch hier sehr wohl fühlte. Wir hielten uns dort zwar nur wenige Minuten auf, weil es doch schon langsam dunkel wurde, und wir noch einiges sehen wollten, doch hatte die kurze Zeit gereicht um auch hier die Graffiti zu bestaunen.
Langsam näherten wir uns der Oberbaumstraße bzw. -brücke, von wo wir (die berühmten) Eisenskulpturen (die in der Spree stehend, vom Vollmond beleuchtet wurden) entdeckt haben.
Wir liefen die Straße enlang und schon befanden wir uns in Kreuzberg.
Unser nächstes Ziel sollte die Cuvrystraße und die Falckensteinstraße sein. Doch leider war es doch schon so dunkel, dass wir die auch dort wirklich geniale Straßenkunst nicht mehr digital festhalten konnten; Weder mit Blitz, noch mit Langzeitbelichtung (Wir hatten kein Stativ dabei).
Und so ließen wir den Tag in einer Bar, die sich ganz in der Nähe befindet, ausklingen. Wir resümierten über das Erlebte und machten uns anschließend auf den Rückweg zu unserem Auto. Dort angekommen beschlossen wir das Navi anzumachen und nach Hause zu fahren. Nach 7 Stunden Fahrt (mit Pause) setzten mich Sebastian und Kerstin vor meiner Wohnung ab. Ich öffnete die Türe, um ein paar Minuten später zufrieden, dankbar und inspiriert von den erlebten Eindrücken ins Bett zu fallen.
Glücklicherweise hatte ich am nächsten Tag frei :)
euer Patrick
edit:
Ich habe von den 2 Tagen über 450 Bilder, natürlich kann ich nur einen sehr sehr kleinen Teil euch hier zur Verfügung stellen, da mein "Aufsatz" dann wirklich unübersichtlich würde.
Des Weiteren fehlen noch die wirklich tollen Bilder der Mauer, da sie sich auf Sebastians Kamera befinden...