Freitag, 24. Juli 2009

Lebenskraft

Alles begann mit einem Anruf.

Vorgestern erhielt ich von meiner Mum einen Anruf, dass er jetzt im Sterben liegt. Alles war taub. Ich hatte es schon geahnt. So kurz und in einsilbigem Ton hatten meine Mutter und ich schon lange nicht mehr telefoniert.
Da ich an das Gute glaube, betete ich auch für ihn... er soll den Kampf gewinnen; es ist Krebs.
Gestern sagte mir meine Mutter über das Telefon, dass er jetzt verstorben sei. In mir explodierten tausend Gedanken, die ich nun, ein Tag später endlich loswerden bzw. teilen möchte.

Zuerst muss man dazu sagen, dass ich an seine Familie und ihn nur positive Erinnerungen habe; Ich schätze die Gastfreundlichkeit und das Lachen in dieser Familie sehr. Beispielsweise dachte ich an das durchdringende Lachen seiner Frau, als wir alle im Garten saßen und grillten. Man spürte richtig die positive Lebensstimmung.
Und dennoch habe ich ihn nicht einmal im Krankenhaus besucht... Wir hatten generell wenig Kontakt... doch es wurde sich sehr gut um ihn gekümmert... als „Außenstehender“ bemerkte ich trotzdem die große Zuneigung seiner Familie zu ihm, das geben von Liebe und auch die Verzweiflung, den Willen, dass er weiterleben darf. Gesund weiterleben.
Aber warum fiel es mir trotzdem so schwer „mein Beileid“ zu sagen... bzw. es über das Telefon erstmal ausrichten zu lassen...

Und es pulsieren einige Fragen in mir; Sie belasten mich zwar nicht extrem, aber dennoch muss ich sie visualisieren... ich denke auch um den Tod an sich zu verarbeiten.

Zuerst fragte ich mich, wie es wohl seinen Kindern und seiner Frau geht. Ich wünsche Ihnen die Kraft, aber auch die Pausen die sie benötigen um das Geschehene verarbeiten und loslassen zu können.

Aber was hat das alles für ein Sinn... Warum sterben Menschen? Und wer sucht den Zeitpunkt aus? Ist es die Umgebung, in Absprache mit dem Sterbenden... oder eine höhere Macht... Gott?
Die Frage nach dem Warum stellt sich bestimmt jeder, aber warum musste es ihm geschehen, warum musste er seine Lebenskraft mit dem Krebs teilen... Wieso muss überhaupt jemand schmerzvoll sterben, der nichts Böses getan hat...
Hat er seine Aufgabe hier erfüllt... Wird er in einer anderen, besseren Welt dringender benötigt?
Ist das Leben ungerecht, oder gehört der Tod zum Leben dazu? Hat alles was wir erleben einen Sinn, mit eventueller Auswirkung auf unser weiteres Leben? Was wäre passiert wenn er den Kampf gewonnen hätte... hat er ihn vielleicht sogar gewonnen?

Er hat nun keine Schmerzen mehr.
Konnte er sich erlösen, weil er weiß, dass es seine Familie auch ohne ihn schaffen wird, da es eine starke Familie, mit großem Zusammenhang, ist?

Ich denke einige Fragen, lassen sich nicht so verfassen, dass sie so verstanden werden, wie ich es im Moment meine, wiederum andere lassen sich nicht erklären...nochmals andere kann man nicht beantworten...

In manchen Momenten wünscht man sich, sie schnell zu durchleben, oder am besten, sie zu vergessen. Aber stellt euch das mal vor, ihr vergesst euer bisheriges Leben... auch die Konflikte und tiefen Täler. Wäre das angenehmer?
Wenn man alles vergessen würde, dann würde auch die Ehe der Beiden, die Kindheit seiner Kinder, verschwinden...alles wäre weg. Aber auch der Tod.

Ich wünsche dieser Familie das Beste was es auf Erden gibt. Liebe, Glück, Erfolg, Spaß. Ich würde euch gerne wieder lachen sehen. Das werdet ihr auch schaffen.

„Das Loch, in das ich fiel, war bodenlos, nur ein Gedanke schenkte mir Trost: Wir wissen du bist jetzt an einem besseren Ort, umgeben von Liebe und Weisheit.“

„Wir – werden wohl niemals verstehen warum du so früh gehen musstest. Gott ist immer souverän und hat ein Grund, der unergründlich ist für uns. Und du bist nur an seiner Seite, stehst in seiner Gunst. Es ist schon hart für uns zu akzeptieren, dass dein Fleisch für immer fort ist, aber in unserem Gehirn besuchst du uns, wenn wir denken, wir denken an dich – sprich: Du bist grad hier, denn ich seh’ grad dein Gesicht

(aus: KAAS- für Uwe)

Ruhe in Frieden!

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